glückliche Familie

Wie ich in meinem Beitrag „Der instinktive Tastsinn“ geschrieben habe ist die taktilen Wahrnehmung, oder besser das fühlen, unser erste und wichtigste Möglichkeit unsere Umwelt wahrzunehmen. Gerade weil das Neugeborene schlecht sehen kann nimmt es seine Umwelt Großteils über den Kontakt seine Haut war. Nicht zuletzt deshalb tragen liebevolle Berührungen zu einer stärkeren Eltern Kind Bindung bei.

Das Familiengefühl

Genau hier setzen viele Techniken zur Stärkung des Wir-Gefühls an. Ich möchte im speziellen das Bonding hierbei erwähnen. Es ist aus meiner Sicht eine wirklich tolle Art den kleinen Erdenbewohner willkommen zu heißen. Beim Bonding wird ein möglichst großflächiger Hautkontakt hergestellt. Im einfachsten Fall legt Papa oder Mama sich den Säugling direkt auf die Brust. Im Ideal sollte keine Kleidung die Verbindung stören. Ich habe es immer genossen wenn meine Kinder auf meiner Brust geschlafen haben. So konnte ich auch ein wenig schlafen. Was gerade in den ersten Wochen immer erstrebenswert ist.

Oft vergessen wir, dass das Bonding nicht nur für das Baby gut ist sondern auch für die Eltern. Gerade dem Papa hilft es eine tiefe emotionale Bindung zu seinem Kind aufzubauen. Wie ich schon geschrieben habe, viel es mir Anfangs recht schwer ein wirkliches Verhältnis zu meinem Kind aufzubauen. Dank der vielen gemeinsamen Zeit und des Bondings konnte ich meine Vaterrolle aber schnell annehmen.

Die ersten Wochen sind wichtig

In den ersten Wochen sind Geborgenheit, Liebe und Wärme von entscheidender Bedeutung für das Neugeborene. Babys sind in dieser Zeit vollkommen hilflos. Ihr Überleben ist abhängig von ihrem Verhältnis zu den Bezugspersonen. Eine direkte Kommunikation mit den Eltern ist nicht möglich. Der Säugling signalisiert lediglich seine Bedürfnisse und muss hoffen, dass diese verstanden werden. Die körperliche Nähe, also das Fühlen von Mama und Papa, trägt in dieser Zeit extrem dazu bei das der Säugling ein Urvertrauen entwickelt. Er lernt gelassen neuen Situationen zu begegnen weil er weiß, dass seine Bezugspersonen ihn umsorgen.

Wie man in der Fachliteratur immer wieder lesen kann fördert Geborgenheit das kindliche Lernen. Eine zentrale Begründung ist, dass das menschliche Gehirn Herausforderungen braucht um sich zu entwickeln. Wie soll ein Säugling oder später ein Kleinkind aber eine Herausforderung von einer Bedrohung unterscheiden. Eine als Bedrohung empfundene Situation wird mit der instinktiven Kampf oder Flucht Reaktion beantwortet. Diese Kampf oder Flucht Reaktion wurde von dem US-amerikanischen Physiologen Walter Cannon beschrieben. Sie beschreibt die rasche körperliche und seelische Anpassung von Lebewesen in Gefahrensituationen als reine Stressreaktion.

Grundlagen der emotionalen Bindung

In einer intakten Familie gibt es keine Situation die eine echte Gefahrensituation für den Säugling darstellt. In der Steinzeit waren Hunger, Durst, Kälte oder Einsamkeit echte Gefahren. Diese mussten Stress auslösen, heute ist dies nicht mehr notwendig. Verfügt der Säugling über ein gesundes Urvertrauen werden unbekannte Situationen als Herausforderungen und nicht als Bedrohungen gesehen. Dieses entspannte Analysieren hilft ihm aus den Situationen zu lernen.

Mit regelmäßigen Berührungen und Nähe wie beim Bonding baut sich beim Kind ein Netz aus sozialen und emotionalen Bindungen auf. Der Halt und Schutz den das Kind durch dieses Netz erfährt gibt ihm den nötigen Halt. So kann es seine Umwelt entspannt wahrnehmen und gelassen reagieren.

Wer jetzt denkt, dass diese Beeinflussung der taktilen Wahrnehmung durch Berührungen oder Nähe nach den ersten Lebensmonaten endet der irrt. Wir wissen alle wie wichtig körperlicher Kontakt ist. Gerade jetzt in der Corona Zeit fällt vielen Menschen auf wie sie sich nach körperlichen Kontakt sehnen.